Achtung, ich komme! by Hell Henriette

Achtung, ich komme! by Hell Henriette

Autor:Hell, Henriette
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-16T16:00:00+00:00


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Heilige Scheiße!

Der Antichrist in Tansania

I’m horny, horny, horny, horny

(MOUSSE T. – HORNY)

Erick. Erick. Erick. Die ganze Zeit hatte ich nur ihn im Sinn. Auf dem Weg zur Arbeit, im Büro, auf Terminen, beim Chillen mit Julia. Außerdem verging keine Nacht, in der ich mich nicht sehnsüchtig – das Gegacker der Hühner mithilfe von Ohropax ausblendend – an mein Kissen schmiegte und davon träumte, wie Erick und ich uns leidenschaftlich küssten und liebten. Die Folge? Mehr als einmal wachte ich nachts laut stöhnend auf, weil ich vor lauter Wollust im Schlaf (!) zum Orgasmus gekommen war. Unglaublich, oder? Aber ja auch irgendwie Verschwendung. Was nützt einem der schönste Orgasmus, wenn man nur die Hälfte davon mitkriegt. Kein Wunder, dass ich mehr als erfreut war, als mich der von mir angebetete »Schokobär« an einem der darauffolgenden Tage fragte, ob ich nicht Lust hätte, ihn am Abend zu einem Konzert im Salender Beach Club zu begleiten.

»Dort spielt eine Gruppe von älteren tansanischen Musikern traditionelle Songs, das ist sicher interessant für dich. Ich gehe mit meinem Freund Nathan aus dem Kirchenchor hin. Komm doch einfach mit.« Das war zwar streng genommen kein Date, aber aus dem Häuschen war ich trotzdem und kaufte mir auf meinem Heimweg sogar noch auf einem der Second-Hand-Märkte ein neues Kleid. Richtige Geschäfte gab es in Tansania so gut wie keine. Stattdessen wurde am Straßenrand das vertickt, was der Westen nicht mehr brauchte. So kam es, dass einem hin und wieder bettelarme Afrikanerinnen mit echten Prada- oder Louis-Vuitton-Taschen über den Weg liefen, die hier für drei Euro zu haben waren. Ich gönnte mir ein rotes Minikleid und ein Paar elegante Ballerinas, ärgerte mich aber irgendwie, dass ich Erick nicht zeigen konnte, was für coole Klamotten ich in Deutschland so trug. Als Backpacker reist man ja nur mit dem billigsten und schäbigsten Zeug, das man so hat. Aber wenn man plötzlich verliebt ist, ändern sich die Dinge. Ich wollte sexy und begehrenswert sein.

Ein Motorradtaxi, das hier Bodaboda genannt wird, brachte mich am Abend in den Salender Beach Club. Weil ich vor Erick da war, bestellte ich mir erst mal ein Gläschen Wein und setzte mich an einen freien Tisch. Aufgebrezelt, wie ich war, blieb ich nicht lange allein. Ein junger, gut aussehender Mann, der sich mir als Jeremy vorstellte, verwickelte mich in ein ungezwungenes Gespräch. Das kam mir gerade recht, damit Erick sah, wie begehrt ich war.

»Ich habe mich noch nie mit einem Mzungu unterhalten«, sagte Jeremy leise und musterte mich interessiert von Kopf bis Fuß.

»Oh, bitte«, erwiderte ich. »Sag nicht dieses Wort, da komme ich mir vor wie ein Gegenstand. Ich heiße Henriette!«

Jeremy lächelte verschämt. »Entschuldige bitte, ich habe das nicht böse gemeint. Bist du ganz allein hier?« Ich erzählte Jeremy, mit wem ich verabredet war und was ich in Tansania machte. Er schien beeindruckt zu sein. »Wow, du bist ein mutiges Mädchen. And so beautiful. I love your white skin! Und diese Haare … Wow!« Ich schaute verlegen zu Boden. »Ich möchte nachher unbedingt mit dir tanzen, wenn dein Begleiter das erlaubt«, sagte Jeremy.



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